skip to content

Mobilité (linguistique) en marge de la société

Researcher: Katharina Monz
Supervisor: Prof. Dr. Anne Storch

Was für einen Einfluss hat der Umstand, am Rande einer Gesellschaft zu stehen, auf das sprachliche Verhalten einer Person beziehungsweise einer ganzen Gruppe? Dies ist die Grundfrage hinter dem vorliegenden Forschungsprojekt, welches sich auf den westafrikanischen Kontinent, mit besonderem Fokus auf Mali, bezieht. Dabei liegt das Hauptinteresse der Forschung auf Personen, die deshalb marginalisiert sind und werden, weil sie mobil sind.

Mobil ist der Migrant, weil er seine Heimat verlässt, um woanders sein Glück zu suchen; vielfach mit dem Fernziel einer Rückkehr im Kopf. Im Zusammenhang mit dieser Arbeit sind besonders die sogenannten aventuriers von großem Interesse, da es sich hierbei um junge, noch nicht etablierte, Männer handelt, die für eine Art Wanderjahre in ein anderes Land oder eine andere Region gehen, um dann als gemachte Männer heimzukehren. Sie sind also doppelt liminal und daher prädestiniert während ihrer Migrationsphase am Gesellschaftsrand zu stehen. Da sie vielfach mehrere Sprachgrenzen überqueren und vor allem in den großen Städten des Subkontinentes einen nicht unerheblichen Prozentsatz der Bevölkerung ausmachen, werfen sie die Frage nach dem Umgang mit sprachlichen Barrieren nicht nur besonders prominent auf, sondern erfordern gleichzeitig die Einnahme einer wechselseitigen Perspektive: Gilt es doch nicht nur aus Sicht der Gesellschaft auf den Fremden zu schauen, sondern auch den Blick des Fremden auf die Gesellschaft nachzuvollziehen.

Mobil sind aber auch féticheurs und marabouts, die von Stadt zu Stadt ziehen und ihre Mittel an den Mann zu bringen versuchen. Ihr geheimes Wissen lässt sie zumindest partiell außerhalb der Gesellschaft stehen.

Eine andere Art der Mobilität erleben Kriminelle, die auf der Flucht vor der Justiz oder vor ehemaligen Opfern Regionen und Länder wechseln.

Mobil sind außerdem nicht zuletzt Angehörige von Berufsgruppen wie Kraftwagen- und Busfahrer, die Sprach- und Landesgrenzen überqueren.

Wichtig ist, dass eine Existenz am „Rande der Gesellschaft“ nicht automatisch bedeutet, durch die Gesellschaft weggedrängt worden zu sein. Mitunter kann es sich auch um Selbstausgrenzung handeln, weil der Gesellschaftsrand eine gewisse Anziehung ausübt; man also dem Mythos des „outlaw“ nachzueifern versucht.

Ziel der Arbeit soll es nicht sein, eine Vokabelliste zu erstellen oder gar Geheimnisse zu stehlen, um sie auszustellen. Es geht vielmehr darum, der Mobilität von Sprache auf den Grund zu gehen.  Hierbei interessiert einerseits die Selbsteinschätzung der betroffenen Personen. Anderseits ist es jedoch auch spannend zurückzuschauen und einen Blick darauf zu werfen, wie sie die Gesellschaft, an deren Rand die mobilen Personen stehen,  einschätzt. Besonders, wenn die Geheimhaltung speziellen Wissens die Personen außerhalb oder am Rand der Gesellschaft positioniert, stellt sich nicht nur die Frage, ob, und wenn ja, was die Gesellschaft – hier repräsentiert von den Leuten auf der Straße – von diesem Geheimnis weiß, sondern auch, wie sie damit umgeht. Nicht zuletzt aus dieser letzten Überlegung heraus ergab sich auch die Entscheidung, die Fahrer, welche an der Schnittstelle zwischen Gesellschaft und Marginalisierten stehen, in die für die Forschung relevanten Gruppen aufzunehmen.